Endometriose

 

Endometriose - Das Chamäleon der Gynäkologie, in der Gesellschaft häufig unbekannt und dabei die zweithäufigste gynäkologische Erkrankung. Aufgrund der geringen Bekanntheit unter Medizinern und da sie sich so individuell zeigt, dauert der Weg zur Diagnose im Schnitt zwischen sechs und zehn Jahren. Eine Zeit, die für viele Betroffene unter anderem mit starken Schmerzen oder ungewollter Kinderlosigkeit einhergeht. In unserem BKK ZF & Partner Gesundheitspodcast haben wir mit Eva Walle und Dr. Sebastian Findeklee darüber gesprochen, was Endometriose ist, wie sie diagnostiziert werden kann und was es Betroffenen so schwer macht ernst genommen zu werden.

Hören Sie rein!

Wir möchten den „Endo March“ im März nutzen, um ein Bewusstsein für eine Erkrankung zu schaffen, die schätzungsweise 10% der Frauen im gebärfähigen Alter betrifft und trotzdem so unbekannt ist.

 Was ist Endometriose?

Endometriose bezeichnet das Vorkommen von Gewebe, das der Gebärmutterschleimhaut, dem sogenannten Endometrium, ähnelt außerhalb der Gebärmutter. Das kann an verschiedenen Stellen des Körpers sein. Am häufigsten an den Eierstöcken, im Bauch- und Beckenraum, an der Blase aber auch an Darm oder Bauchfell können sich sogenannte „Herde“ ansiedeln. Einzelfälle zeigen Endometriose im Gehirn, der Lunge oder an Nervensträngen.

Ursachen

Die genauen Ursachen sind unklar. Es gibt verschiedene Theorien, die noch nicht abschließend bewiesen werden konnten. Es scheint eine Aussaat über das Blut zu geben, sodass Gewebe des Endometriums in andere Bereiche des Körpers gelangt und sich dort ansiedelt. Es scheint dazu eine weitere immunologische Komponente zu geben, die es verhindert, dass dieses Gewebe abgebaut wird. Stattdessen kommt es durch Entzündungsreaktionen.

Symptome

Die Symptome sind vielschichtig. Als Leitsymptome gelten schmerzhafte Regelblutungen, zyklusabhängige Schmerzen, Schmerzen beim Wasserlassen, dem Stuhlgang oder dem Geschlechtsverkehr. Aber auch durch Rückenschmerzen, chronische Müdigkeit oder schwere Krämpfe bis zur Bewusstlosigkeit während der Regelblutung sind möglich und können die Endometriose kennzeichnen. Viele Betroffene leiden unter starken Unterbauchschmerzen.

Häufig verursacht die Endometriose bei Betroffenen unterschiedlich starke Schmerzen, die chronisch oder zyklisch auftreten können. Dabei ist es auch die Vielschichtigkeit der Symptome, die eine Diagnose erschwert.

Diagnose

Durch unauffällige gynäkologische Untersuchungen alleine kann eine Endometriose nicht ausgeschlossen werden. Auch durch Ultraschall oder MRT-Untersuchungen können die häufig mikroskopisch kleinen Herde häufig nicht sicher identifiziert werden. Bisher kann nur durch eine Bauchspiegelung, eine sogenannte Laparoskopie, sicher festgestellt werden, ob eine Endometriose vorliegt. Aktuell werden weitere Blut- und Speicheltests entwickelt, die aber wissenschaftlich noch nicht ausreichend evaluiert sind. Es gibt spezialisierte Endometriose-Zentren und Endometriose-Sprechstunden. Entsprechende Einrichtungen finden Sie zum Beispiel auf der Internetseite der Endometriose-Vereinigung Deutschland e. V.

Behandlung

Möglichkeiten der Behandlung bestehen in einer Laparoskopie, in deren Rahmen die Endometriose nicht nur diagnostiziert, sondern auch Herde entfernt werden können. Die weitere Behandlung ist symptomorientiert. Durch Schmerz- oder Hormontherapien kann der Leidensdruck von Betroffenen gesenkt und die Lebensqualität gesteigert werden, jedoch ist Endometriose eine chronische Erkrankung und kann nach der Entfernung der Endometriose Herde immer wieder auftreten.

Sichtbarkeit für Betroffene

In unserem BKK ZF & Partner Gesundheitspodcast wollten wir von Frau Walle und Dr. Findeklee wissen, warum viele Betroffene nicht ernst genommen werden und neben den körperlichen Beschwerden auch mit psychischen Belastungen zu kämpfen haben. Das liege vor allem an der fehlenden Sensibilisierung und Ausbildung von Fachpersonal, so Dr. Findeklee. Für Eva Walle liegt das Problem darüber hinaus in der fehlenden Forschung im Bereich der Gendermedizin. Es fehle ein Gesamtkonzept auf bundespolitischer Ebene, um auf eine Erkrankung aufmerksam zu machen, die mehr ist als Regelschmerzen. Auch innerhalb der Gesellschaft müssen ein Umdenken und eine Sensibilisierung stattfinden.

Um mit dem psychischen Leidensdruck umgehen zu können, den diese chronische Schmerzerkrankung oder ein unerfüllter Kinderwunsch auslösen können, ist es laut Eva Walle hilfreich, Verbündete zu finden und Bedürfnisse im familiären Umfeld oder auch am Arbeitsplatz offen zu kommunizieren. Es gäbe viele Möglichkeiten von der klassischen Schmerztherapie über Osteopathie oder Sportangeboten, die Betroffene unterstützend nutzen können.

Weitere Hilfsmöglichkeiten finden sie hier:

Die Endometriose-Vereinigung Deutschland e. V. ist mit über 3.000 Mitgliedern die größte und älteste Selbsthilfeorganisation von und für Betroffene. Sie bietet qualifizierte und kostenlose Endometriose-Beratungen per Telefon oder Video an, um Betroffenen Hilfestellung und Informationen zu geben. Das Ziel des Vereins ist die Verbesserung der Versorgung aller Endometriose-Betroffenen in Deutschland durch das Engagement als politische Interessenvertretung auf kommunaler Ebene, aber auch auf Landes- und Bundesebene. Das Ziel der gemeinnützigen Organisation ist es, Endometriose Bekanntheit zu verschaffen und Betroffene durch die Bereitstellung von kostenlosen Informationen zu unterstützen. Neben dem Informationsmaterial finden sie auf der Webseite auch eine Auflistung medizinischer oder therapeutischer Einrichtungen, die von anderen Betroffenen empfohlen wurden oder die zertifiziert sind.

www.endometriose-vereinigung.de 
www.endo-dialog.de 

Die Endometriose-App steht Ihnen als Versicherter auf Rezept zur Verfügung: www.endometriose.app 

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